Ein bedeutendes Ereignis, vielleicht im Berufsleben sogar das bedeutendste, ist die Übernahme von Führungsverantwortung. Egal, ob Sie selber vor dieser Aufgabe stehen, oder diese einer/m jungen Apotheker/in oder Arzt/Ärztin übertragen, es ist wichtig, dass Sie einige entscheidende Dinge berücksichtigen, damit die „Übung“ gelingt.
1. Grundsatz: Veränderung, nicht um der Veränderung willen
Sofern Sie Ihre Führungsaufgaben neu antreten, sind Sie gut beraten herauszufinden, was bisher im Team gut gelaufen ist. Schauen Sie auf die Stärken eines jeden einzelnen Mitarbeiters und auf das, was er auch zukünftig sinnvolles für das Team leisten kann.
Diese „gebremste“ Vorgehensweise stellt für viele eine besondere Herausforderung dar, da die neuen Führungskräfte schnell unter Beweis stellen wollen, dass das Vertrauen in sie gerechtfertigt ist. An positiven Veränderungen soll man es erkennen. Das ist absolut richtig, aber zu einem späteren Zeitpunkt.
2. Grundsatz: Vertrauen ist wichtig
Damit Sie eine möglichst hohe Akzeptanz bei Ihren Mitarbeitern erlangen und wirkungsvoll führen können, ist es wichtig inhaltlich und menschlich von Ihrem Team anerkannt zu werden. Das braucht Zeit.
Früher sagte man: beobachte die ersten 3-4 Monate, bevor Du etwas sagst. Heute besteht häufig der Bedarf nach schnelleren Reaktionen. Nehmen Sie sich trotzdem die Zeit, insbesondere um die sogenannten informellen Führer in Apotheke oder Praxis ausfindig zu machen und für sich zu gewinnen. Erst dann können Sie sich vertrauensvoll austauschen und gemeinsam mit diesen Mitarbeitern Veränderungen beginnen.
3. Grundsatz: Gute Fragen helfen
Zur gezielten Sammlung von Informationen helfen häufig gute Fragen, die einzelnen Mitarbeitern von Ihnen gestellt werden oder mit denen Sie kleinere Gruppen herausfordern. Gute Fragen binden die Mitarbeiter in die Prozesse und Entscheidungen ein. Hierdurch werden Veränderungen durch das Team mitgetragen, erhalten eine höhere Akzeptanz und die Bereitschaft, die Umsetzung positiv zu begleiten.
Gute Fragen sind z.B. „offene Fragen“. Hierzu einige Beispiele:
– Was gefällt Ihnen an der aktuellen Organisationsstruktur unserer Apotheke/Praxis besonders gut?
– Was würden Sie verändern?
– Wie würden Sie die Stärken unseres Apotheken-Praxisteams beschreiben?
– Was glauben Sie, wünscht sich unser Kunde/Patient in puncto Freundlichkeit von uns?
– Wo hat unsere Apotheke/Praxis bislang gute Erfolge erzielt?
Dies sind nur einige Beispiele. Das Ziel ist es, viele offene Fragen zu stellen, um möglichst viele Informationen zu erhalten.
Nutzen Sie die Kompetenz Ihrer Mitarbeiter, in dem Sie sie als Ratgeber z.B. durch folgende Frage einsetzen: Angenommen, Sie wären die Beraterin dieser Apotheke/Praxis und würden folgende Abläufe …. vorfinden. Was würden Sie dem/r Inhaber/in empfehlen, als erstes zu tun?
4. Grundsatz: Führen durch Vorbildfunktion
Wenn Sie von Ihren Mitarbeiter ein bestimmtes Verhalten oder eine klar definierte Leistung erwarten ist es wichtig, dass Sie Verlässlichkeit vorleben.
Beispiele:
- Sofern Sie Pünktlichkeit als hohen Wert vermitteln, sein Sie selber pünktlich.
- Erwarten Sie offene Kommunikation, müssen Sie diese, insbesondere in schwierigen Situationen, vorleben.
- Ist es für die Aufgabenwahrnehmung wichtig, einen bestimmten Prozess einzuhalten, müssen Sie sich ebenfalls an diese Abläufe halten.
5. Grundsatz: Anerkennung, aber auch Kritik
Für Mitarbeiter ist es wichtig, dass gute Leistungen und Ergebnisse von Ihrer Führungskraft erkannt werden. Hiermit ist nicht das permanente Lob gemeint, sondern ehrliche Wertschätzung. Auch wenn häufig der Grundsatz „nicht gemeckert, ist genug gelobt“ verwendet wird, wird Ihre Führungsleistung durch offene Anerkennung deutlich wirksamer.
Hierbei ist natürlich auch wichtig, dass im Umkehrschluss auch Fehlleistungen angesprochen und gegebenenfalls mit Konsequenzen belegt werden.
6. Grundsatz: Jeder Mitarbeiter braucht etwas anderes
Menschen sind so unterschiedlich wie der Sand am Meer. Trotzdem gibt es verbindende Merkmale. Das macht die Führung komplex, aber trotzdem beherrschbar. Wichtig ist, dass Sie sich einen Überblick verschaffen, wie die alte Führungskraft gewirkt hat (auch bei Neueinstellungen). Denn insbesondere Führungskräfte, die lange an einem Standort gearbeitet haben, prägen Abläufe, stille Gesetze und Erwartungshaltungen – auch in einer Apotheke oder Praxis – häufig stärker, als wir vermuten.
Einfach gesagt: sofern die bisherige Führungskraft funktionsorientiert gearbeitet haben sollte, sind Mitarbeiter so eingestellt und geprägt, dass sie über Richtlinien, QM-Handbücher und strenge Einhaltung von Abläufen „funktionieren“. Hier helfen Ihnen klare Ansagen und z.B. eine wirkungsvolle Kontrolle, durch die die Wertschätzung ihrer Arbeit zum Ausdruck kommt.
Sofern bislang eher menschenbezogen geführt wurde, werden persönliche Ansprache und Empathie eine Bindung zu den Mitarbeitern aufbauen.
7. Grundsatz: Achten Sie auf einen guten Start in der Zusammenarbeit
Als Führungskraft werden Sie von Ihren Mitarbeitern gerade zu Anfang sehr genau beobachtet. Ihr Verhalten und Ihre Aussagen werden in der Regel eher kritisch betrachtet, da Ihre Mitarbeiter Sie noch nicht einschätzen können. Deshalb ist es gut, wenn Sie gerade zu Anfang in einen intensiven und menschlichen Kontakt investieren.