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Umzugsfinanzierung einer Praxis? Auf den ersten Blick einfach!

Heilberufler/innen sind von Banken und Finanzvertrieben wiederentdeckt worden! Im Moment wird sogar sehr aggressiv um Praxen und Apotheken (dieses Jahr wieder) geworben und bei möglichen interessanten Neugeschäften ein Preisdumping in Gang gesetzt.

Warum? Bei dem Thema „Gesundheit“ handelt es sich aufgrund der demografischen Herausforderungen, der körperschaftlichen Ordnungssysteme mit verlässlichen Zahlungsrhythmen, trotz gesetzlicher Eingriffsmöglichkeiten, nach wie vor um eine krisenfeste Branche. Gut ausgebildete, intelligente Kunden, die wenig affin für finanzielle Fragestellungen sind, runden das Bild ab. Aus diesem Grund nehmen Banken und Produktvertriebe die Arzt- und Zahnarztpraxen sowie Apotheken – bei Geldanlagen und Finanzierungen – wieder verstärkt in den Fokus Ihrer Vertriebsbemühungen. Aber Vorsicht: es ist natürlich nicht alles Gold, was glänzt, und vermeintlich einfache Finanzierungen können problematisch werden.

Bei der ersten Finanzierung ist alles gut

Nehmen wir das Beispiel eines jungen Internisten, der nach Übernahme einer sehr erfolgreichen Praxis und gleichzeitiger Finanzierung einer Privatimmobilie, nun nach ca. 1,5 Jahren mit seiner Praxis in eine deutlich bessere Lage umziehen möchte. Bei der Ursprungsfinanzierung haben sich drei Banken ein „Kopf an Kopf-Rennen“ geliefert und das, obwohl die Gesamthöhe des Finanzierungswunsches mit rd. € 900.000,00 ambitioniert war. Ein Praxisumzug nach ca. zwei bis drei Jahren wurde damals avisiert. Alle drei angefragten Banken hatten einen Schwerpunkt in der Beratung von Heilberuflern. Die Entscheidung für die finanzierende Bank ist – aufgrund des günstigsten Zinsangebotes – gefallen.

Die aktuellen Umzugskosten belaufen sich auf insgesamt € 150.000,00.

Praxisentwicklung – erwartungsgemäß gut

Die Praxis ist, wie geplant, von dem jungen Arzt wirtschaftlich erfolgreich weitergeführt worden. Umsätze und Erträge liegen überdurchschnittlich zur Fachgruppe und exakt im Rahmen der vorgelegten Planung. Rücklagen für die Einkommensteuer wurde ausreichend gebildet. Die betrieblichen und privaten Kontokorrentkonten werden ausschließlich auf Guthabenbasis geführt.

Bei der Umzugsfinanzierung wird es auf einmal schwierig

Auch nach der jetzt beantragten Finanzierung ist die freie Liquidität sehr komfortabel und liegt im Rahmen der Ursprungsplanung. Dem Arzt und seiner Familie stehen für seine komfortable Lebenshaltung ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, die auch – nach einem Soll-Ist-Abgleich – ausreichen.

Die aktuelle Finanzierung wird – ohne Eigenkapitaleinsatz – wiederum bei drei Banken beantragt.

Die Hausbank reagiert schnell und verlangt, zusätzlich zu den vorgelegten Unterlagen, umfangreiches Zusatzmaterial. In einem persönlichen Gespräch mit dem Bankberater, wird ein Problem sichtbar. Die Höhe des sogenannten Blankoanteils, also das rechnerísche Risiko der Hausbank, kommt durch die aktuelle Investition in eine für die Bank schwierige Größenordnung. Die Frage nach Zusatzsicherheiten, z.B. aus der Familie, wird gestellt.

Was könnte der Grund hierfür sein?

Aus einem „normalen Kreditkunden“ kann, z.B. durch Überschreitung einer bestimmten Kreditgrenze, in diesem Falle von € 1 Mio, ein für die Bank „risikobedeutendes Kreditengagement“ werden. Das heißt, dass zusätzlich zu dem üblichen Vier-Augen-Prinzip, nun weitere Kreditexperten eingeschaltet werden. Das erhöht den Aufwand in der Bank und stellt die Anforderung an den Berater, das rechnerische Bankrisiko gut darstellen zu müssen. Also kommt die gezeigte Zurückhaltung des Beraters mehr aus der „technischen Ecke“, als aus der reinen Risikobetrachtung.

Aus diesem Grund ist es sehr sinnvoll, einen freundschaftlichen Kontakt zu mehreren Banken zu pflegen. Falls die Hausbank tatsächlich die beantragte Finanzierung problemorientiert betrachten möchte, freut sich in diesem Fall eine weitere Bank über den Einstieg in eine lukrative Geschäftsverbindung.

Flexible Bankgespräche wünscht Ihnen

Michael Brüne

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